In der Akademie des Sports im Sportpark Hannover ist die Ausstellung „Lebensläufe. Verfolgung und Überleben im Spiegel der Sammlung von Shaul Ladany“ eröffnet worden. Noch bis zum 28. Februar ist die Ausstellung über den zweifachen Olympiateilnehmer und Weltrekordler über 50 Meilen im Gehen zu sehen. Shaul Ladany überlebte zweimal: 1944 das KZ Bergen-Belsen und 1972 die Geiselnahme der israelischen Olympiamannschaft durch palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München. Seit seinem 13. Lebensjahr sammelt Shaul Ladany originale Dokumente aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen, später auch Objekte zum Attentat von München. So entstand die nach Qualität und Umfang einzige Privatsammlung dieser Art, die ein Überlebender des KZ Bergen-Belsen zusammengetragen hat. Teile der Sammlung werden nun, ergänzt um kontextualisierende Informationen, in einer von der Gedenkstätte Bergen-Belsen gestalteten und zur Verfügung gestellten Ausstellung in der Akademie des Sports präsentiert.
Courage zeigen
Vor rund 130 Gästen positionierte der Vorstandsvorsitzende des LandesSportBundes (LSB) Niedersachsen, Reinhard Rawe, die niedersächsische Dachorganisation: „Courage zeigen, nicht ausgrenzen, sondern integrieren. Dafür stehen wir als LSB heute und auch morgen. Wir sind Teil des Beratungsnetzwerkes Niedersachsen, fördern demokratiestärkende Projekte und Maßnahmen unserer Mitgliedsvereine. Wir informieren in Vorträgen und bieten in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern Workshops und Seminare an. Der LSB hat daher sein Engagement zur Stärkung demokratischer Grundwerte im Sport in den vergangenen Jahren ausgebaut und bisherige Angebote neu ausgerichtet. Dazu gehören beispielsweise der Aufbau einer innerverbandlichen Beratungsstruktur, die Qualifizierung hauptberuflicher und ehrenamtlicher Funktionsträger/innen innerhalb unserer Mitgliederstrukturen und die Einrichtung einer zentralen Meldestelle beim Niedersächsischen Fußballverband.“
„Antisemitismus im Sport sichtbar machen“
Der Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, warb dafür, Antisemitismus im Sport sichtbar zu machen und zu bekämpfen. „Wir brauchen auch im Sport ein systematisches Vorgehen gegen Antisemitismus wie z. B. antisemitismuskritische Fortbildungen“, sagte Dr. Klein und verwies auf viele positive Initiativen. „Es ist gut, dass der Fußball z. B. die Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zur Grundlage seiner Arbeit gemacht hat.“
Jüdisches Leben sichtbar machen
Esther Belgorodski, Präsidentin Verband Jüdischer Studierender Nord, und Luis Engelhardt von MAKKABI Jüdischer Turn- und Sportverband in Deutschland und Projektleiter „Zusammen1: Für das, was uns verbindet“ warben dafür, jüdisches Leben – auch im organisierten Sport – sichtbar zu machen. Dazu sei Bildungsarbeit notwendig. „Der organisierte Sport kann das nicht allein, sondern braucht Expertise von außen“, sagte Engelhardt.
Die Ausstellung
Im Alter von acht Jahren wurde Shaul Ladany 1944 mit seiner Familie aus Ungarn in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Er gehörte zu den wenigen jüdischen Häftlingen, die aufgrund von Verhandlungen ungarischer und schweizerischer jüdischer Organisationen mit der SS gerettet wurden und im Dezember 1944 in die Schweiz ausreisen durften. Später wanderte Shaul Ladany nach Israel aus und wurde ein bekannter Wissenschaftler und Sportler. Als Geher nahm er an den Olympischen Spielen in München teil und überlebte den Anschlag der palästinensischen Terrorgruppe auf die israelische Mannschaft am 5. September 1972.
Die Ausstellung folgt diesem Lebensweg auf Basis von Originaldokumenten über die Verfolgung im Nationalsozialismus, Informationen zur deutschen Besatzungsherrschaft in Serbien und in Ungarn sowie zu den Rettungsbemühungen des ungarischen Zionisten Rudolf Kasztner und zum Neuanfang der Überlebenden im neu gegründeten Staat Israel. Die Broschüre zur Ausstellung und die "Didaktischen Handreichungen und Quellen zu Kontinuitätslinien des Antisemitismus" sind im Wallenstein Verlag erschienen.
Weiterführende Informationen:
Die erste „Nationale Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben“
Die Internationale Allianz zum Holocaust-Gedenken
Recherche- und Informationsstelle (RIAS) Antisemitismus Niedersachsen
Die Ausstellung ist zu sehen in der Akademie des Sports
Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 10
30169 Hannover
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 08:00 – 18:00 Uhr
Eintritt frei
Mehr Informationen in der Februar-Ausgabe des LSB-Magazins
Weitere Bilder:
https://www.facebook.com/Akademiedessports/
Bildunterschrift:
Katrin Unger (Gedenkstätte Bergen-Belsen), Luis Engelhardt (MAKKABI Deutschland), Dr. Felix Klein (Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus), André Kwiatkowski (Präsident LSB Niedersachsen), Dr. Elke Gryglewski (Leiterin Gedenkstätte Bergen-Belsen), Reinhard Rawe (Vorstandsvorsitzender LSB Niedersachsen), Esther Belgorodski (Verband Jüdischer Studierender Nord), Andreas Hesse (Klosterkammer Hannover), Andrea Schwyzer (Moderatorin)