Referent Akademie-Programm
Der LandesSportBund (LSB) Niedersachsen e. V. wurde am 23.07.1946 im Rathaus Hannover gegründet und hat eine facettenreiche Geschichte – auch im Bereich Migration und Sport – durchlebt.
Über die Epochen gab es viele verschiedene Arten von Zuzug nach Deutschland und Niedersachsen. Viele dieser Menschen kamen und kommen mit Hoffnungen und Wünschen nach einem anderen Leben.
Wie sind diese Migrationsbewegungen rückblickend und aktuell aus Sicht des Sports einzuschätzen? Welche Bedeutung hatte und hat der Sport für ankommende Menschen? Wie konnte und kann der Sport zu einem guten Miteinander von „Ankommenden“ und einheimischer Bevölkerung beitragen?
Die Akademie des Sports und das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) haben am Mittwoch, den 28.09.2016, in der Akademie des Sports Hannover diese und weitere Fragen diskutiert und historisch reflektiert.
Diese Veranstaltung wurde gefördert durch die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung.
Foto: Volker Minkus
„Gott war die Hoffnung.“
Mohamed el Mostafa Abdul Rahman (BFD´ler SSV Südwinsen e. V.) zu der Frage, was ihn den beschwerlichen Weg aus dem Sudan nach Deutschland geleitet hat.
„Du kannst ja noch nicht mal richtig Deutsch.“
Das Zitat eines Lehrers zu Walter Hirche, nachdem er, aus Sachsen kommend, in Niedersachsen zur Schule ging.
„Sport war die Eintrittsschwelle in ein neues Leben.“
Walter Hirche zu den Möglichkeiten, die ihm der Sport in seiner neuen Heimat ermöglicht hat.
„Der LSB sieht sich als Türöffner. Er kann versuchen, Voraussetzungen zu schaffen, aber nicht die Maßnahmen vor Ort umsetzen.“
Reinhard Rawe (Vorstandsvorsitzender LSB Niedersachsen) zu der Funktion des LandesSportBundes Niedersachsen in der Migrations- und Flüchtlingsthematik.
„Wenn Mädchen von Migranten an den Sport herangeführt werden, kann Integration gelingen.“
Prof. Dr. Christa Kleindienst-Cachay zu den Möglichkeiten, wie eine Integration gelingen kann.
„Die Übungsleiterausbildung war das Beste, was mir passieren konnte.“
Priscyla „Natureza“ Sharon de Souza Castro über Ihre Übungsleiterausbildung für Migrantinnen beim Regionssportbund Hannover.
apl. Prof. Dr. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe | ||
Apl. Prof. Dr. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe ist Volkskundler und Sporthistoriker. Er ist Wissenschaftlicher Leiter des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte e.V. (NISH) in Hannover und Außerplanmäßiger Professor an der Universität Göttingen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören in der Sportgeschichte besonders die niedersächsische Sportgeschichte, die Vereins- und Verbandssportgeschichte und die Geschichte der Außenseiter im Sport sowie allgemein die Geschichte der sozialen Bewegungen und die Geschichte der völkischen Bewegung. | Foto:privat | |
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Walter Hirche | ||
Walter Hirche kam nach seiner Flucht nach dem 2. Weltkrieg aus der DDR nach Niedersachsen. Er erfuhr große Integrationsprobleme auf Grund der Sprache und allgemeiner Vorbehalte der Bevölkerung. Er absolvierte ein Lehramtsstudium der Fächer Geschichte, Französisch und Politologie. Anschließend war er unter anderem Landesgeschäftsführer der FDP-Niedersachsen. Zudem übte Walter Hirche verschiedene politische Funktionen als Wirtschaftsminister in Niedersachsen und Brandenburg sowie als Staatssekretär im Bundesumweltministerium aus. Nach seinem Abschied aus der Politik ist er, unter anderem im Rahmen der Deutschen UNESCO-Kommission, in den Bereichen Bildung und Nachhaltigkeit national und international tätig. | Foto: privat | |
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Rocco Lochiatto | ||
Rocco Lociatto ist 65 Jahre alt. Er ist 1971 aus Italien nach Niedersachsen gekommen; speziell nach Wolfsburg. Dort wurde er Mitglied des U.S.I. Lupo Martini e. V. Dem ältesten Sportverein, der von Gastarbeitern in Deutschland gegründet wurde (1962). Die erste Männer-Fußballmannschaft spielt in der Saison 2017/2018 nach dem Aufstieg in der Regionalliga Nord. Seit nunmehr 35 Jahren ist Rocco Lochiatto Mitglied des Vorstandes des U.S.I. Lupo Martini e. V. und seit 2006 der 1. Vorsitzende des Sportvereins. | | |
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Marius Toba | ||
Marius Toba ist 1968 in Reşiţa (Rumänien) geboren und seit seinem vierten Lebensjahr dem Leistungssport verbunden. Er begann das Turnen in seiner rumänischen Heimat, wurde jedoch nach einem Vorkommnis in der Turnhalle vom Rumänischen Turnverband nicht weiter beachtet, sodass er seinen eigenen Weg gehen musste. Um weiter seiner Leidenschaft zu folgen und Leistungssport zu betreiben, kam er 1990 nach Deutschland und startete seit 1992 für Deutschland im Kunstturnen. Marius Toba war Finalist bei drei Olympischen Sommerspielen, acht Mal rumänischer und 14 Mal deutscher Meister sowie Medaillengewinner bei Europameisterschaften. Seine aktive sportliche Karriere dauerte 32 Jahre. | Foto:privat | |
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Abdul Rahman Mohamed el Mostafa | ||
Abdul Rahman Mohamed el Mostafa ist 1988 in Khartum, der Hauptstadt des Nordsudan, geboren. Nach seinem Abitur in Khartum im Jahre 2005 begann er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er jedoch wegen der Schließung der Universität auf Grund politischer Unruhen nicht beenden konnte. Aus politischen Gründen verließ Herr Abdul Rahman im Oktober 2013 den Sudan in Richtung Libyen. Im Juli 2014 machte er sich in einem Boot auf den Weg in Richtung Europa. Über Italien und Frankreich erreicht er schließlich im Oktober 2014 das Aufnahmelager in Braunschweig. Seit seiner Einreise besuchte Abdul Rahman Mohamed el Mostafa diverse Sprachkurse und erhielt im November 2015 eine Arbeitserlaubnis. Seit Januar 2016 ist er Bundesfreiwilligendienstleistender im Sonderprogramm „BFD-Welcome“ beim SSV Südwinsen e. V.
| Foto: privat | |
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Nevin Sahin | ||
Nevin Sahin wurde 1949 in der Türkei geboren und ist 1971 nach Deutschland gekommen. Sie ist die 2. Vorsitzende des SV Türk Gücü Hildesheim e. V. In der Türkei studierte Frau Sahin erfolgreich Betriebswirtschaftslehre. Zudem schloss sie das Studium der Sozialpädagogik an der HAWK Hildesheim 2000 mit dem Abschluss zur Diplom Sozialpädagogin erfolgreich ab. Seit über 30 Jahren engagiert sich Nevin Sahin in der Integration türkischer Frauen in Hildesheim und initiierte mehrere Projekte sowie Programme. Für Ihr Engagement wurde sie mit der Integrationsmedaille der Bundesregierung, der Verdienstmedaille für vorbildliche Verdienste um den Nächsten des Landes Niedersachsen und mit dem Kreuzbrakteaten in Gold der Stadt Hildesheim ausgezeichnet. | Foto: IB | |
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Reinhard Rawe | ||
Reinhard Rawe studierte Sportwissenschaft, Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Hannover. 1983 begann er als Pressereferent des LandesSportBundes Niedersachsen (LSB) seine berufliche Laufbahn. 1989 wurde Reinhard Rawe Geschäftsführer und 1998 Direktor des LSB. Nach der Umstrukturierung des LSB Niedersachsen im Jahr 2014 ist er nun der Vorstandsvorsitzende. Zudem ist Reinhard Rawe Mitglied des Vorstandes der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung und Beisitzer im Vorstand des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte e. V. (NISH). | Foto: LSB | |
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Priscyla „Natureza“ Sharon de Souza Castro | ||
Priscyla „Natureza“ Sharon de Souza Castro ist Trainerin für Capoeira aus Brasilien. In Brasilien studierte sie „Soziale Arbeit“ und arbeitete mit Kindern in den Armenvierteln am Stadtrand großer Städte. 2012 kam Frau de Souza Castro nach Deutschland und sammelte weiter Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern in einer Grundschule. 2015 schloss sie die Ausbildung zur Übungsleiterin C-Lizenz für Migrantinnen des RSB Hannover erfolgreich ab und möchte „ein Capoeira-Projekt für Kinder aus weniger guten Verhältnissen ins Leben rufen“. |
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Prof. Dr. Christa Kleindienst-Cachay | ||
Christa Kleindienst-Cachay studierte Sportwissenschaft, Germanistik und Pädagogik. Anschließend absolvierte sie ein Referendariat und den Schuldienst. Ab 1976 war Sie Professorin an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und wechselte 1993 an die Universität Hannover. Ab 1998 lehrte und forschte Sie an der Universität Bielefeld und ist seit 2012 emeritiert. Ihre Schwerpunkte in der Forschung sind u. a. die Integration von Migrantinnen und Migranten in und durch den Sport sowie Mädchen und Frauen im Sport. Weiter ist Frau Kleindienst-Cachay Leiterin des Forschungsprojektes „Integration von Migrantinnen und Migranten in und durch den Sport“ des Ministeriums für Familie, Kinder, Kultur und Sport Nordrhein-Westfalen und begleitet das Projekt „Kommunale Netzwerkentwicklung zur interkulturellen Öffnung des organisierten Sports in Nordrhein-Westfalen“ des Landessportbundes NRW. | Foto: privat | |
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Christian Stoll | ||
Christian Stoll studierte in Mainz und Hamburg Geschichte, Journalistik sowie Literaturwissenschaften. Seit 1990 ist er vorwiegend beim Radio als Journalist in verschiedenen Positionen tätig gewesen. U. a. bei Antenne Niedersachsen in Hannover. Im Sport war und ist Christian Stoll insbesondere in den Sportarten Fußball und Radsport zu Hause. Er war Sprecher des Bremer und Berliner Sechstagerennens sowie der „Neuen Nacht von Hannover“, berichtete von verschiedenen Leichtathletik-Veranstaltungen und ist Stadionsprecher des SV Werder Bremen sowie des DFB. | |